November 2016
Digitale Transformation einer Wochenzeitung: Leserreporter bei der StadtZeitung

Zum 6. Gogol Open House Day trafen sich über 50 Gäste aus Lokalzeitungs- und Anzeigenblattverlagen zum Austausch und zur Inspiration – bei spannenden Vorträgen: Simon Kriener von der Augsburger StadtZeitung berichtete zum Beispiel von der digitalen Transformation einer Wochenzeitung und wie eine Community von Leserreportern dabei helfen können.
Simon Kriener ist als dualer Student bei der Mediengruppe Mayer & Söhne eingestiegen und verantwortet seit Oktober 2015 als Produktmanager Digital die digitale Strategie der Verlage. Schwerpunkte seiner Arbeit sind der Ausbau der Community, User Generated Content und die Geschäftsmodellentwicklung für crossmediale Vermarktungsmöglichkeiten. Kriener ist Masterstudent im Bereich der digitalen Kommunikation an der Universität der Künste Berlin und der Universität St. Gallen.

Wie bereits im August hier berichtet, können seit Anfang diesen Jahres die Leser auf stadtzeitung.de Beiträge verfassen, Bilder hochladen und Themen diskutieren. Simon Kriener beschreibt dies in seinem Vortrag auf dem Open House Day bei Gogol Publishing als zentralen Bestandteil der digitalen Transformation, die dort im Haus der StadtZeitung stattfindet.

So will die StadtZeitung “Nähe” neu definieren und über alle Kanäle immer und überall verbreiten, auf Interaktion mit den Lesern setzen und ihnen vor allem zuhören, wer an welchen Orten über welche Themen spricht.

Kriener zitiert in seinem Vortrag auch Prof. Dr. Klemens Skibicki, der auch auf der BVDA-Tagung vergangenen Monat gesprochen hat:

„Digitale Transformation ist nicht: Das Gleiche tun wie vorher, aber jetzt in digitalen Kanälen, sondern das sich Anpassen an die Rahmenbedingungen einer Netzwerkökonomie.“

Diese neue Netzwerkökonomie vergleicht Kriener mit dem Gesprächsprinzip einer “Gartenparty”, bei der nicht einer vorne steht und erzählt, sondern sich die Beteiligten untereinander über die verschiedensten Kanäle unterhalten. Das Prinzip der Zeitung mit Ihrem alten Kommunikationsmodell der strikten Push-Kommunikation funktioniert in dieser Welt nicht mehr. Diese Veränderung stellt Verlage vor große Herausforderungen. Ihre Leser entwicklen sich vom passiven Konsumenten zum aktiven Produzenten. Diese fortschreitende Entwicklung eröffnet Verlagen aber neue Möglichkeiten im Markt gemeinsam mit den Konsumenten zu interagieren und auf seinem Portal alle Inhalte der Region abzudecken. Verlage befinden sich also auf dem Weg vom „klassischen“ Content-Provider zum Network-Organizer, einem Unternehmen also, das Information und Kommunikation nicht mehr ‚einkanalig‘ steuert, sondern im Zentrum einer Community steht und diese organisiert.

Der Markt für Informationen wandelt sich im Digitalen von einem Massenmarkt zu einem Nischenmarkt. Lokalzeitungen müssen hier versuchen alle Informationen ihrer Region abzudecken. Dieser Anspruch kann nur mit einer funktionieren Community erreicht werden. Kriener sieht eine solche Community als einzige Möglichkeit auch künftig der Reichweitenchampion der Region zu sein. “Die Masse an lokalen Informationen kann nur über User Generated Content abgedeckt werden.” Leserreporter helfen sowohl bei der Generierung als auch bei der Verbreitung der Inhalte über die Haupttraffictreiber Search und Social. “Jede dritte Suche hat heute einen lokalen Bezug.” so Kriener. Dieses Potential müssen Lokalverlage nutzen. Deswegen legt die StadtZeitung einen großen Fokus auf die Weiterentwicklung ihres Onlineportals.

Über 5.000 User haben sich inzwischen bei der StadtZeitung als Leserreporter registriert, die Reichweite der Portals hat sich verdoppelt. Was sie vor allem gelernt haben, so Kriener, sei, dass sie keine Community bauen. Diese sei bereits da und interagiere auch schon längst. Es müsse ein Kommunikationswerkzeug geschaffen werden, “das es für alle da draußen eleganter macht, ihre Öffentlichkeitsarbeit in den Vereinen zum Beispiel zu gestalten und noch mehr Menschen zu erreichen.”

Mehr zum Open House Day gibt es auch auf unserer Webseite.

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